Rückblick Österreich – Teil IV: Untertauern Tag 4

15 09 2010

Am vierten Tag unseres Urlaubs in Untertauern entschieden Anna und ich uns aufgrund des wechselhaften Wetters dafür, mit einem der vier Holzboote von Familie Kohlmayr über den malerisch gelegenen Tauernkarsee zu rudern und ein paar Saiblinge zu ärgern. Die von mir am Abend zuvor getüddelten Klinkhammer, eigentlich für die eher vorsichten Bachforellen der Taurach gedacht, sollten doch auch auf fast 1700m Höhe im stehenden Gewässer ihren Dienst erweisen, oder etwa nicht?

Anna, die nach der Abreise von Daniel nun ab und an mit mir gemeinsam die Rute schwingen und mich öfter ans Wasser (mit und ohne ihre Kamera) begleiten wollte, suchte uns den in ihren Augen stabilsten Kahn aus und setzte sich zielstrebig ans hölzerne Ruder: „Frau am Steuer? Ok, warum nicht. Einparken muss man hier ja eher selten 😉“ Meine stichelnden Bemerkungen ignorierte Anna in stoischer Gelassenheit; zu Recht wie sich schnell rausstellen sollte…

 

Bild 1: Souverän – Frau am Steuer

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Außer uns hatte sich nur zwei weiterere Gäste des Hotels – Vater und Tochter – in der malerischen Bergidylle eingefunden: Während Daddy mit einem Streamer (offenbar erfolgreich) den Bacheinlauf abfischte, kümmerte sich sein Sprössling um Anker, Ruder und Kescher. Was für ein Service!? Nagut, ich durfte mich eigentlich nicht beschweren, denn mein weiblicher Kapitän legte sich entschlossen in die Riemen und navigierte uns zielstrebig und souverän mit gleichmäßigen Zügen über die fast spiegelglatte Oberfläche des Sees ans gegenüberliegende Ufer. Hier lag ein großer Baumstamm im Wasser und wir hatten aus der Ferne in regelmäßigen Abständen Ringe von steigenden Fischen erspäht.

An Annas Wunschplatz angekommen, stellte ich mich in den Bug und wollte – bevor ich meine Trockenfliegen aus ihrer engen Plastikbehausung befreite – ein paar Würfe mit einem Muddler machen und den Rehhaarkopf des schwimmenden Streamers ruckartig durch den Oberflächenfilm strippen. In dem glasklaren Wasser mussten die Attacken wunderbar zu beobachten sein. Anna ließ es mit der Fischerei hingegen ruhig angehen und machte es sich im Heck gemütlich; erst einmal an das monotone, leichte Schwanken unseres nicht ganz ruhig ankernden Untersatzes gewöhnen… diese Landratten 😉

 

Bild 2: Die ersten Würfe

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Vor dem ersten Wurf freute ich mich auf das – im Vergleich zu den Tagen zuvor – gänzlich neue Fischereierlebnis. Nicht mehr nur kurze und teilweise auf den Zentimeter genaue Würfe, nein: Doppelzug und lange, ruhige Bewegungen. Eine entspannende Abwechslung von der schnellen und manchmal anstrengenden (aber von mir geliebten) Flussfischerei!

Ich hatte meinen Streamer gerade das vierte Mal gegen den leicht aufkommenden Wind auf Weite gebracht, als ich beobachten durfte, wie sich ein Saibling zielstrebig an die Verfolgung meines auffällig geführten Muddlers machte: Der aus der dunklen Tiefe auftauchende Seebewohner hielt zunächst einen gleichmäßigen Abstand bei. Als ich die Geschwindigkeit des Streamers jedoch erhöhte und das Durchbrechen der Oberfläche mit dem dicken, leicht konischen Kopf aus Rehhaar energischer gestaltete, nahm der entschlossen wirkende Bursche Fahrt auf. Endlich, kurz vorm Boot, packte er agressiv zu: der erste Saibling des Tages war gehakt. Ein tolles Schauspiel aus erhöhter Position! Schnell griff Anna zum Holzkescher mit gummiertem Schonnetz und nach zwei kurzen aber wütenden Fluchten und einem geschickten Versuch unter uns hindurch zu schwimmen, konnte sie den braunlich olivfarbenen Fisch mit den satten gelben Punkten sicher an Bord buxxieren.

Bild 3: Der erste Saibling

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Entweder hatte sich Anna nach dem Landen des Saiblings an das unruhige Schwanken gewöhnt oder sie war „auf den Geschmack gekommen“; jedenfalls griff meine Kapitänin nun auch zur Rute und machte ihre ersten Würfe in diesem Urlaub. Sie hatte lange nicht mehr gefischt, aber das sah man ihrer Schnurführung kaum an. Nach ein paar kleinen Hinweisen (Stoppunkte & Handgelenk) transportierte sie eine zierliche Mosquito entspannt durch die Luft. Als hätte sie die ersten Tage heimlich in meiner Abwesenheit geübt… Nur gegen den Wind fiel ihr das Strecken des langen 12ft. Vorfachs noch schwer. Aber zum Glück kann man sich auf einem Boot die Richtung aussuchen 😉

Bild 4: Fast nichts verlernt

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Nach ein paar blitzartigen – und scheinbar überraschenden – Bissen auf ihre Trockenfliege (der Anschlag wurde von mal zu mal aber schneller) durfte auch Anna kurze Zeit später ihren ersten Saibling, ihren ersten Saibling überhaupt, aufgeregt für ein kurzes Fotoshooting in den feuchten Händen halten und anschließend stolz in die nasse Freiheit entlassen. Gut gemacht!

Bild 5: Annas erster Saibling

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Nachdem Anna an diesem Ende des Sees noch ein paar weitere Fische zum Steigen und ich noch einige agressive Attacken auf meinen Muddler provozieren konnten, schipperte uns meine Begleiterin in Richtung Bootshaus. Dort war ein großer Fels am Ufer, der Anna magisch anzuziehen schien. Angekommen beobachteten wir, wie in der Nähe des mit Schilf bewachsenen Ufers einige Saiblinge sowie vereinzelt Äschen ihre Bahnen durch das glasklare Wasser zogen, diese aber ab und an verließen, um vorsichtig nach dahin treibenden kleinen Eintagsfliegen zu steigen. Zeit für meine Klinkhammer! Während Anna weiterhin ihre Mosquito anbot, montierte ich ein langes 12 ft. Vorfach, ein Tippet von 0,10mm und entschied mich für eine auf einen 20er Haken gebundene graue Klinkhammer. Bereits der erste Wurf in Richtung Fels brachte den Biss: eine kleine Äsche hatte sich den tief im Wasser sitzenden Körper meiner Trockenfliege nur kurz angeschaut und dann sanft in die Tiefe geschlürft. Die erste Fahnenträgerin des Urlaubs!

Bild 6: Die erste Äsche des Urlaubs

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Obwohl mittlerweile ein leichter Nieselregen eingesetzt und der Wind merklich aufgefrischt hatte, blieben wir unserem Ankerplatz treu. Nachdem ich weitere farbenfrohe Saiblinge von meiner Klinkhammer überzeugen, Anna jedoch keinen Biss mehr verbuchen konnte, wechselte auch sie auf das zierliche Muster mit dem sinkenden Hinterteil. Und siehe da: hier oben schienen die Salmoniden anscheinend etwas wählerischer zu sein als ihre Artgenossen in der Taurach, denn anschließend fing auch sie wieder! So verbrachten wir noch eine entspannte und fischreiche Zeit, bis uns ein heftiger Schauer zunächst ins nahe Bootshaus und schließlich zurück ins Tal flüchten ließ. Meine Freundin zog es ins warme Hotel, mich hingegen in meine Regenjacke und noch einmal an den Fluss, um dort den Tag mit ein paar Forellen ausklingen zu lassen… und was das für ein Tag gewesen war: Saiblinge, Äschen, Bach- und Regenbogenforellen. Was kann es schöneres geben?

Bild 7: Die letzte Forelle des Tages

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Die anderen Tage

Teil 1: Untertauern Tag 1

Teil 2: Untertauern Tag 2

Teil 3: Untertauern Tag 3

Teil 5: Untertauern Tag 5

Teil 6: Untertauern Tag 6

Teil 7: Untertauern Tag 7 (von Anna)

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Impressionen Untertauern Tag 4


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3 responses

15 09 2010
Frank

Hab (mal wieder) herzlichen Dank für den schönen Bericht, lieber Alex!
Es ist immer wieder eine Freude, hier vorbeizuschauen.

Dein Frank

15 09 2010
Jörg

Danke.
Ich hoffe Ihr wart noch ein paar Tage weg.

Viele Grüße
Jörg

15 09 2010
Alex

Hallo Frank, hallo Jörg,

schön, dass es Euch gefallen hat. Es kommen noch ein paar Tage 😉

Gruß,
Alex

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