Fliegenfischen – Wo ist Deine Jugend?

5 09 2013

von Alex

Soeben habe ich den neuen Blog-Beitrag von Tankred auf Forelle und Äsche gelesen.  Darin geht mein Freund aus Köln auf einen Facebook-Post von Davie McPhail ein, in dem der schottische Fliegenbinder interessante Statistiken seines YouTube-Kanals präsentiert. Bei den demographischen Daten fällt zweierlei auf: 1. Sehr wenige Besucher sind weiblich. 2. Sehr wenige Besucher sind unter 25 (anders als in Schweden oder Frankreich). Interessante Fakten, die mich zum morgendlichen Nachdenken angeregt haben. Und da die Kommentarfunktion auf Tankreds Blog gerade gestreikt hat, poste ich meinen Eindruck zum 2. Phänomen einfach an dieser Stelle:

Hallo Tankred,

vielen Dank für diesen anregenden Beitrag!

Anzumerken ist an dieser Stelle vielleicht noch, dass die dargestellten Daten nur von registrierten YouTube-Nutzern stammen. Es gibt aber eine Vielzahl (nein: eine absolute Mehrheit) an Nutzern, die ohne eigenes Konto auf YouTube unterwegs sind. Diese werden von der Statistik nicht erfasst. Ich könnte mir gut vorstellen, dass gerade Jüngere, die sich auf vielen unterschiedlichen Plattformen im Web2.0 tummeln, nicht überall einen Account einrichten. Vorallem nicht da, wo es nicht unbedingt notwendig ist. Zu bedenken ist auch, dass YouTube auf ein eigenes „Google-Konto“ aufbaut. Darauf hat in der jungen, aufgeklärten Netzgeneration auch nicht jeder Lust – ich zum Beispiel. Meine These daher an dieser Stelle: Viele junge Fliegenfischer sind annonym auf YouTube.

Davon abgesehen möchte ich aber noch anmerken, dass ich der festen Meinung bin, dass in vielen anderen europäischen Ländern „mehr“ für den Flifi-Nachwuchs getan wird. Auf unterschiedlichen skandinavischen Blogs (dies könnte dann wieder in die angeführte Statistik hineinspielen) lese ich immer wieder von Bindewettbewerben etc. in denen es eigene Segmente für Jugendliche gibt. Aber auch auf anderer Ebene gibt es viel Engagement: Frankreich (in der Statistik auch signifikant) hat eine eigene Jugend-Nationalmannschaft und betreibt eine sehr aktive Nachwuchsarbeit über die Vereine. Es gibt regelmässig stattfindende Wettkämpfe und Turniere für Jugendliche. So auch in Belgien. Hier weiß ich von unterschiedlichen konkreten Initiativen der Flifi-Vereine: Projektwochen an Schulen, „Tage der offenen Tür“, Schnuppertage am Forellensee, geführte Flusswanderungen, Säuberungsaktionen der Uferbereiche mit Schulklassen usw. Es gibt zahlreiche Beispiele, wie junge Menschen an unsere Leidenschaft herangeführt werden. 

Vielleich ist mein Einblick in die deutsche Vereinslandschaft einfach zu schlecht, aber derartiges habe ich bei uns – zumindest in diesem Ausmaß – noch nicht mitbekommen. Auf Veranstaltungen und Messen wird dieser Eindruck m.M.n. verstärkt. Da fühle ich mich mit meinen 30 Jahren teils sehr jung…

Der von Dir abschließend als „Frontsidefly-Effekt“ beschriebenen These will ich unbedingt zustimmen: In vielen anderen Ländern tritt das Fliegenfischen „frischer“ und „ansprechender“ im Netz auf. Es gibt in Skandinavien, Frankreich aber auch in vielen englischsprachigen Ländern (allen voran in den USA) weit mehr Blogs, Facebookseiten, Video-Kanäle und Webseiten – auch relativ gesehen – als bei uns. Und da sich die Jugend nunmal ganz selbstverständlich im Netz bewegt, kommt sie dort auch viel eher mit dem Thema „Fliegenfischen“ in Berührung; und das darüber hinaus noch auf eine sehr gut gestaltete Art und Weise! Bei uns hingegen findet der Austausch hauptsächlich in Foren, an Stammtischen und auf (Händler-)Messen statt. Das ist auch in Ordnung. Aber wo bleiben die neuen Medien? Nur wenige, sowohl Privatpersonen als auch Gewerbetreibende, haben bisher einen ansprechenden, interaktiven Auftritt im Netz platziert. Und davon werden widerrum leider nur wenige regelmässig und sorgfälltig gepflegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es als Jugendlicher leichter fallen würde, über solche Schnittstellen den ersten vorsichtigen Kontakt zum Thema zu suchen. Ich würde es begrüßen, wenn es insgesamt mehr Angebote (auch speziell auf ein jüngeres Publikum abgestimmt) geben würde, wenn ein wenig mehr frischer Wind durch die deutsche Fliegenfischer-Landschaft wehen würde und sich „mehr“ von uns „mehr“ trauen würden.

Viele Grüße
Alex





DoD Diaries

16 01 2013

von Alex

Lennet hat mich heute auf den sehr ansprechenden Blog „Frontsidefly“ aufmerksam gemacht. Obwohl ich mich – seinem Ratschlag folgend – von hinten zu den aktuellen Beiträgen hätte vorarbeiten sollen, habe ich mir direkt einmal den neusten Artikel bzw. das neuste Video angeschaut. In diesem geht es um den Trip einiger Freunde an abgelegene Flüsse Nord-Skandinaviens. Nicht, dass das Video durch zahlreich gefangene Großforellen oder spektakuläre Drills bestechen würde, nein. In ruhigen Bildern wird vielmehr ein Gefühl wiedergegeben, an das ich mich gerne zurück erinnere: Im letzten Sommer waren Nino, Fabian, Lennet und ich bis in die späten Abendstunden oft zusammen am Wasser unterwegs, haben steigende Fische beobachtet, uns Taktiken zurecht gelegt und unzählige Fliegen genässt. Manchmal, nicht immer, konnten wir die Ziele unserer Begierde dabei auch verführen. DAS war aber letztlich nicht ausschlaggebend für eine gute gemeinsame Zeit. Leider haben sich unsere Wege mittlerweile ein wenig zerstreut, Fabian ist zurück in seine fränkische Heimat, Lennet ist zum Studieren in die Niederlande gegangen. Dennoch: auch in diesem Jahr werden wir uns – wenn auch nicht so oft – für ein paar gemeinsame Ausflüge an unsere heimischen Flüsse wieder treffen. Vielleicht klappt es endlich auch mit einem Urlaub in Norwegen oder Slowenien. Egal was wir am Ende machen, ich freue mich schon darauf!

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Achja: DoD bedeutet im übrigen „Dry or Die“ – beschreibt also das ausnahmslose Fischen mit der Trockenfliege.





Die letzten Wochen an der Rur

12 10 2012

In den letzten Wochen ist der bunte Herbst – meine liebste Jahreszeit – langsam aber stetig ins obere Rurtal eingezogen. Während die ersten Ausflüge an die Eifel-Rur noch von Sonnenschein und Niedrigwasser geprägt waren, stieg der Pegel nach teils heftigen Regenschauern von 20 auf über 80 Zentimeter an. Glücklicherweise konnte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch viele Stunden am Wasser verbringen. Selten war ich dabei alleine unterwegs: Mit Fabian habe ich vor seinem Um- bzw. Rückzug in die fränkische Heimat noch einmal unser Lieblingsstück der Rur befischt und zahlreiche Äschen von einer leichten 16er Nymphe mit pinkfarbenem Köpfchen überzeugen können. Auch mit Tankred war ich bei den letzten wärmenden Sonnenstrahlen des Jahres am Ufer des abwechslungsreichen Eifelflusses unterwegs und habe hauptsächlich den tief stehenden Fahnenträgerinnen nachgestellt. Ich bin gespannt, was der fliegenfischende Blogger bzw. bloggende Fliegenfischer aus Köln in Kürze über unsere gemeinsamen Ausflüge auf seiner informativen Seite „Forelle und Äsche“ berichten wird. Nicht mehr ganz so erfreulich – und damit beziehe ich mich selbstverständlich ausschließlich auf die Wetterbedingungen – erging es anschließend Bernd. Bei fallenden Temperaturen und ersten längeren Schauern konnte der wissbegierige und motivierte Einsteiger nach einem Wurfkurs nun endlich seine ersten Bachforellen und Äschen, sowohl auf Trockenfliegen als auch auf Nymphen, landen. Mittlerweile hat er seine ersten eigenen Muster gebunden und ich habe gehört, dass ein weiterer Bindestock auf dem Weg in Richtung Dreiländereck ist 😉

Auch der Kurs mit Dirk und Sören war von heftigen Regenfällen begleitet. Und obwohl der Wasserstand auf den ersten Blick mit knapp über 30cm ideal schien, waren die Rotgetupften aufgrund der über den Tag rasch zunehmenden Trübung nicht in bester Beißlaune. Selten sind solche Tage an der Rur, aber es gibt sie. Denn meiner Erfahrung nach ist ein leicht getrübtes Wasser auf diesem Flussabschnitt kein Grund aus der Wathose zu schlüpfen. Eher im Gegenteil! Dennoch: hier und da durften wir sowohl Bachforellen als auch – für den von uns befischten Parcours – sehr selten aufzuspürende Äschen kurz in unseren feuchten Händen halten. Nur der sonst typische „Rur-Effekt“ war eben nicht zu spüren: an beinahe jeder aussichtsreichen Stelle lauert ein Fisch, der sich, eine saubere Präsentation vorausgesetzt, aufgrund der schnellen Strömung eher für als gegen das über ihm vorbei treibende Insektenimitat entscheidet. Ich hoffe (und bin mir ziemlich sicher), dass sich die beiden noch vor der anstehenden Schonzeit hiervon überzeugen können. Dann aber mit selbstgebundenen Nymphen, denn auch die beiden Aachener haben in der Zwischenzeit ihre ersten (Dirk) bzw. weitere (Sören) Erfahrungen im Fliegenbinden gesammelt und gesehen, dass man mit wenigen Mitteln bereits eine Vielzahl ansprechender Muster kreieren kann.

Das nächste Guiding an der Rur schien hingegen ziemlich herausfordernd zu werden: Das hatte nichts mit Björn zu tun, der bereits beim gemeinsamen Binden von Nymphen ein aufmerksames Interesse bewiesen hatte. Nein, ein Wasserstand von knapp über 50 cm erwartete mich und den Ex-Eupener, der seine ersten Schritte in der Rur bereits Anfang des Jahres gemacht hatte. Fünfzig Zentimeter hören sich zunächst nicht besonders beeindruckend an, wer aber einmal unter diesen Konditionen den wilden Eifelfluss befischt hat weiß, dass dies eine sehr aufmerksame und aktive Fischerei verlangt, die nichts mehr mit der entspannten und feinen Präsentation einer Trockenfliege zu tun hat. Und wer mich kennt weiß außerdem, dass ich solche Bedingungen liebe 😉 Nachdem das Thermometer endlich über den Nullpunkt geklettert war und sich die Sonne ihren Weg über die steilen Berge ins Tal gebahnt hatte, fingen wir an vielen Stellen gleich mehrere Bachforellen – zu unserer Überraschung teilweise sogar auf die Trockene, eine gut schwimmende Elk-Hair-Caddis. Ein spektakulärer Höhepunkt unter den vielen anderen schönen Momenten am Wasser war aber wohl der Drill einer ü50er: Wir befischten eine schmale, tiefe Rinne mit einer starken Oberflächenströmung. An beiden Strömungskanten bilden sich hier zum steinigen Ufer hin gleichmäßige Kehrströmungen. Gute Standplätze für eine Bachforelle, oder? Ja, auf das linke Ufer trifft diese Einschätzung auch stets zu und so überraschte es mich nicht, dass Björn gleich zwei Bachforellen hier zum Biss verleiten konnten. Am rechten Ufer hingegen hatte ich nie einen Fisch fangen dürfen – das erzählte ich meinem Begleiter auch. Björn bestand trotzdem darauf, dass ich meine Tungstennymphe am langen Arm über die Strömung in die kleine Tasche servierte. Kaum hatte der Bachflohkrebs die dunkle Oberfläche berührt, wurde das kreisende Wasser von einem Schwall durchbrochen. Bereits da war klar, dass es sich um eine große Bachforelle handeln musste. Dass es ein Exemplar jenseits der 50 cm war, war spätestens dann klar, als ich dem Fisch flussabwärts in den Pool am Ende der Rinne folgen musste. Hier war nach zwei Luftsprüngen und dem mehrfachen Versuch einer aggressiven Flucht unter die tief hängenden Äste zweier Bäume aber noch lange nicht Schluss. Denn obwohl ich Vertrauen in mein Gerät hatte und versuchte den Drill schnell zu beenden, musste ich meinem Bachflohkrebs noch etwa 100m weiter flussabwärts durch die Fluten folgen bis mein Kescher endlich (erfolgreich) zum Einsatz kam. Das auf dem Weg bis zur Landung in der Wathose gesammelte Wasser nahm ich dafür gerne in Kauf 😉

Zeit zum Trocknen will ich meiner strapazierten Wathose aber nicht geben, immerhin steht die Schonzeit vor der Tür. Darum geht es am Wochenende auch wieder in Richtung Eifel, die letzten Tage der Saison wollen genossen werden. Ich hoffe, dass Wetter und Pegel für mich und Nino mitspielen. Und wenn nicht? Was solls! Hauptsache raus, raus ans Wasser. Falls es Euch auch zum Rauschen zieht wünsche ich Euch einen gute Zeit. Genießt den Herbst!





Neuer Blog: Forelle & Äsche

21 06 2012

In den letzten Jahren – so zumindest meine Empfindung – hat in der deutschen Blogosphäre die Zahl der Blogs die sich mit dem Fliegenfischen beschäftigt deutlich zugenommen. Eine erfreuliche Entwicklung! Immer mehr Fliegenfischer lassen andere an ihren Erlebnissen teilhaben, weisen auf interessante Fundstellen im Netz und in den klassischen Medien hin oder stellen ihre eigenen Fliegenmuster und Bindeanleitungen vor. Und bei all dem treten sie in einen direkten Austausch mit Lesern, aus denen teilweise Bekannte oder sogar Freunde werden können.

Eine neue Anlaufstelle für Fliegenfischer ist nun seit ein paar Wochen online: Forelle & Äsche. Auf seinem Blog berichtet Tankred nicht nur von seinen Ausflügen an die Ufer von Kyll, Ahr und Sieg (und von seinen Erlebnissen an den unterschiedlichsten britischen Fließ- und Stillgewässern), sondern unternimmt auch lesenswerte Ausflüge in die Vergangenheit und die Geschichte des Fliegenfischens. Darüber hinaus widmet er sich neben dem Fliegenbinden auch der Entomologie. Ein spannender und komplexer Aspekt des Fliegenfischens, mit dem sich nicht viele (bloggende) Fliegenfischer intensiver beschäftigen.

Ich habe Tankred vor ein paar Monaten als symphatischen, wissbegierigen und lernwilligen Fliegenfischer kennengelernt, der Euch sicher den ein oder anderen guten Tipp für einen Besuch an „seinen“ Gewässern geben kann/will. Also: beim nächsten Streifzug durchs Netz Forelle & Äsche ansteuern!





Es tut sich was am Wasser

9 04 2012

In der letzten Woche habe ich versucht, möglichst nahtlos an meinen Saisonstart-Marathon anzuknüpfen und konnte glücklicherweise wieder einige Zeit am Wasser verbringen. Dabei war ich – wie eigentlich bei den meisten Ausflügen bisher – nicht alleine unterwegs: Mit Marc habe ich einen kleinen Bach in der Eifel befischt, mit Lennet und Nino war ich nun zum wiederholten Male in der Wallonie (auch dort kommen die Fische so langsam endlich in Laune) und am heutigen Feiertag habe ich an der Seite von Ulf für ein paar regnerische Stunden keine Ostereier, sondern Großforellen in der Rur gesucht. Und das durchaus mit Erfolg! Ich durfte mich nach den schönen Flossenträgern der ersten 14 Tagen auch in Woche drei der Forellensaison 2012 wieder über zwei sehr stattliche Bewohner meines Lieblingsflusses freuen.

Eine weitere Rotgetupfte dieser Größenordnung, die ich aufgrund des leider immer noch sehr niedrigen Wasserstandes mit der Nymphe auf Sicht anwerfen konnte, kannte ihr Revier allerdings weit besser als ich und verabschiedete sich nach einer wilden Jagd stromab ins rettende Totholz unter Wasser. Ich hatte sie schon beim Saisonauftakt mit Marc an gleicher Stelle beobachtet und gehe davon aus, dass ich bestimmt noch eine Chance bekomme. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei 😉

So wie ich, musste auch Ulf heute nach einem kurzen Drill das schmerzliche Erlebnis eines schlaffen Vorfachs verdauen. Auch er beobachtete zuvor, wie sich die nymphende Bachforelle langsam vom Grund löste und das Hasenohr am Ende des Tipptes in ihrem weißen Maul verschwinden ließ. Anders als ihre kleineren Artgenossen, die durch Zirkusreife Sprungeinlagen begeisterten, orientierte sich auch diese Rotgetupfte gleichmässig in Richtung Flussgrund, bevor sie sich – vermutlich mit einem zwinkernden Auge – verabschiedete.

Zeit zum Trocknen der Watschuhe wird es aber keine geben, denn die nächsten Ausflüge sind bereits in Planung. Ein Höhepunkt wird, neben meinem ersten Besuch bei Daniel im nahen Ruhrgebiet, mit Sicherheit der mehrtägige Trip an die Ostsee sein. Genaueres dazu aber in Kürze hier 😉

Impressionen