Rückblick Österreich – Teil IX: Mittersill Tag 2

9 11 2010

Nach unserem ernüchternden Ausflug zum überlaufenen Hintersee und der anschließenden Kletterpartie durch die steilen Becken des fischreichen Felberbaches, informierten Anna und ich uns am frühen Morgen des zweiten Tages unseres Aufenthalts in Mittersill über weitere Gebirgsbäche in der Nähe des Hotels. Schon in der Nacht hatte es wie aus Eimern gegossen und ein Besuch der sehr trüben Salzach erschien ebenso wenig verlockend wie ein Tagestrip mit ungewissem, aber vermutlich nassem Ausgang zur Krimmler Ache. Guide Tom (so glaube ich war sein Name) gab uns den heißen Tipp, den Einlauf des kleinen Hollerbachs in einen nahe gelegenen Stausee im Nachbarort zu befischen. Hier zögen stattliche Regenbogenforellen gierig wartend auf Nahrung aus dem Bach des öfteren ihre Bahnen. Zudem sei das leicht bewegte südliche Ende des an sich stehenden Gewässers beinahe wetterunabhängig. Klingt interessant!

Am Stausee angekommen und unser Auto vor einer kleinen Gastwirtschaft parkend, beobachteten wir am nördlichen Ufer die ersten Posenangler, die es sich anscheinend schon in der Morgendämmerung mit einem Bier und einem Wurm am Haken unter einem schützenden Schirm gemütlich gemacht hatten. Mit einer Karte aus dem Hotel bewaffnet spazierten wir guter Dinge an ihnen vorbei, um den See herum in Richtung Hollersbach. Aber auch hier war bereits einiges los: Schon aus der Ferne konnte wir die ersten hellen Schnüre die noch kühle Morgenluft durchschneiden sehen. Entweder war die Stelle unter den Gästen bekannt, oder der Tipp des Hotelangestellten nicht ganz so heiß. Zumindest nicht so heiß, als dass man sich daran die Finger hätte verbrennen können 😉

Umso näher wir kamen, desto mehr Fliegenfischer konnten wir am breiten Übergang von Bach zu See zählen. Wir beobachteten das gedrängte Treiben der sechs Gleichgesinnten mit geduldigem Interesse, durften aber weder eine Landung, noch einen Drill einer Regenbogenforelle bezeugen. Da der Hollersbach, sich hier seinen Weg durch einen Steinhang schlängelnd, aber durchaus verlockend aussah und die Fliegenfischer vor uns keine Ambitionen zeigten, stromauf fischen zu wollen, machten wir einen großen Bogen um sie herum. Über große Felsen kletterten wir ans hier unten durch helle Kieselsteine gesäumte Ufer. Anna machte es sich mit einem Buch in der Sonne, die hier und da durch die bedrohlich dunklen Wolken brechen konnte, gemütlich und ich durfte die ersten – wenn auch sehr kleinen – Bachforellen mit der Trockenfliege überlisten.

Bild 1: Der Einlauf in den See

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Unser Plan war es, fischend stromauf bis zu einem laut Wegplan ca. 3-4 km entfernten Gasthaus (Zum Edelweiß) zu wandern. Dort wollten wir eine stärkende Brotzeit einnehmen und dann je nach Lust und Laune entweder noch bis zum Kratzenbergsee kraxxeln, oder aber erschöpft – und faul – den Marsch in Richtung Tal antreten. Schnell war klar, dass wir das klare Wasser des über 2100m hohen Bergsees heute wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen würden. Der Hollersbach war einfach zu interessant und zu fischreich, als dass man – oder besser ich – große Abschnitte einfach hätte übergehen können. Zu spannend war es zu erfahren, was hinter der nächsten Kurve wartet, welcher Fisch in der nächsten Kehrstömung oder hinter dem nächsten Fels lauert. Da Annas Lektüre sowie die Vielzahl potentieller Fotomotive ebenso spannend zu sein schienen, war die Entscheidung den Tag ruhig angehen zu lassen schnell und einstimmig gefallen.

Bild 2: Lauerte hinter einem Felsen

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So legten wir in den Stunden bis zum späten Nachmittag nur eine relativ kurze Strecke zurück und erreichten bei einsetzendem Regen eine Holzbrücke und den Einlauf des Scharnbachs.

Bild 3: Lauerte auf einer Brücke

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Auf unserer recht kurzen Talfahrt bzw. -gang erzählte ich Anna freudestrahlend von den vielen farbenfrohen Bach- und Regenbogenforellen die sie, vertieft in ihr Buch, dösend in der Sonne oder auf der Suche nach fotogenen Objekten der alpinen Flora und Fauna, verpasst hatte. Offenbar erweckte ich bei ihr die Lust, ihre Rute auch noch einmal zu schwingen. Im Tal, es regnete immernoch, stand für uns fest: Morgen gehts gemeinsam fischend an die Krimmler Ache! Wenn denn das Wetter mitspielt…

Bild 4: 7 Stunden, 6 Fischer, 1 Stelle

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Wir passierten den Waldweg am Flusseinlauf in den Stausee, die Sechs waren noch immer fleißig zu Gange, und erreichten glücklich und ein wenig nass unser Auto. Auf unserem Spaziergang entlang und durch den Hollersbach hatten wir keine Menschenseele getroffen. Mit knurrenden Mägen steuerten wir zielstrebig unsere Unterkunft an. Hier wartete zum Abschluss des Tages ein Hirsch auf uns: in Form von Gulasch 😉

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Die anderen Tage in Mittersill:

Teil 8: Mittersill Tag 1

Teil 10: Mittersill Tag 3

Teil 11: Mittersill Tag 4

Teil 12: Mittersill Tag 5

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Impressionen Mittersill Tag 2


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