Rückblick Österreich – Teil III: Untertauern Tag 3

25 08 2010

Der frühe Morgen:

Pfützen auf dem steinigen Uferweg verrieten Daniel und mir auf unserem schlaftrunkenen Weg zur Taurach, dass der Himmel in der Nacht die Erde erneut wohlwollend mit Regen bedacht hatte. Der feuchte Frühnebel machte es sich gerade im Bett des Tals gemütlich, als wir unsere morgendliche Pirsch nahe des Hotels aufnahmen. Gemeinsam bewegten wir uns stromaufwärts. Das die Sinne belebende Rauschen des Wassers in den Ohren und die durch die kühle Luft bewegte Trockenfliege vor den noch müden Augen, Wurf um Wurf.

Der frühe Morgen:

Die wohl einzige Zeit des Tages, in der man diesen fischreichen Abschnitt mit sich und der erwachenden Natur ungestört verbringen kann.

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Nach unseren ersten kurzen Begegnungen mit den Bachbewohnern der Taurach trafen wir uns (natürlich pünktlich) mit unseren Freundinnen zum gemeinsamen Frühstück. Die zu Kaffee und Kakao gereichte informative Kohlmayr’sche Morgenpost (Wer kommt? Wer geht? Was gibts zu essen? Wie wird das Wetter?) verriet, dass sich der Aufenthalt für Michaele und Daniel im beschaulichen Untertauern unaufhaltsam dem Ende entgegen neigte: In Kürze hieß es Abschied nehmen. Nicht jedoch, ohne zuvor noch die letzten Stunden gemeinsam am und im Wasser zu verbringen und ein letztes Mal gemeinsam ein paar rotgetupfte Schönheiten zu bewundern.

Nach Rührei, Semmel und Müsli hatte sich die sehnlichst erwartete Sonne ihren Weg durch die tief hängenden Wolken gekämpft und lockte uns mit ihren wärmenden Strahlen in die „Schlucht“ – ein wenig befischter und dicht bewachsener Abschnitt der Taurach zwischen Hotel und Gnadenalm. Hier oben ist das Gewässer schmal, stürzt stellenweise von Pool zu Pool und bietet mit seinen vielen Störsteinen unzählige Unterstände für athletisch geformete Bach- und Regenbogenforellen sowie agressive Saiblinge, die nur darauf warten, ein seelig auf der Oberfläche dahin treibendes Insekt mit sich in die Tiefe zu reißen.

Bild 1: Die wilde Taurach

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Wir fuhren mit dem Auto ein paar Kehren in Richtung Obertauern und bahnten uns unseren Weg durch dichte Büsche hinab zum tosenden Wasser. Bereits der erste Wurf in eine ruhige Kehrströmung hinter einen großen Felsen brachte Daniel einen optisch interessanten Fisch – die Bachforelle war lang und dünn; ein Schlauch. Woher diese eigentümliche Form stammt konnten wir nur mutmaßen (Vielleicht hat ja jemand von Euch hierfür eine plausible Erklärung?!).

Bild 2: Der Schlauch

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Von Becken zu Becken kraxxelten wir stromauf und beinahe hinter jedem Stein wurden unsere Bemühungen mit einer schuppentragenden Überraschung belohnt. Dabei wechselten wir uns in den zumeist engen Passagen ab: Ein Fisch er, ein Fisch ich. Ich mag diese Form der Fischerei, denn man kann dabei einiges lernen, z.B. Wo positioniert er sich? Wo vermutet er den Fisch? Welchen Wurf wählt er? Wie serviert er die Fliege? Die so entstehenden interessanten Gespräche über das Fliegenfischen sind für mich stets gewinnbringend, man lernt ja nie aus!

Bild 3: Vorsichtig anpirschen!

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Bis zum frühen Nachmittag hatten wir beide unzählige Salmoniden in den nassen Händen gehalten, obwohl wir nur einige hundert Meter über Stock und Stein hinter uns gebracht hatten. Allein aus einer langen Rinne entlang einer Betonmauer unterhalb der kurvenreichen Bergstraße konnten wir weit mehr als eine handvoll (sowohl im Hinblick auf ihre Anzahl als auch auf ihre Größe) Fische entführen – teilweise waren wir beide gleichzeitig im Drill und kamen mit den Glückwünschen zum Fang des Freundes an der anderen Uferseite gar nicht hinterher 😉

Bilder 4-6: Alle aus einer Rinne

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Irgendwann, viel viel viel zu früh, war es dann Zeit für uns, unsere erfolgreichen Elk-Hair-Caddis zurück ins Dunkel ihrer Fliegendosen zu verbannen, denn wir hatten uns mit Michaela und Anna auf der Terasse der Kohlmayrs zum Kaffee verabredet. Außerdem wollten sich die beiden Abreisenden vor der anstehenden, langen Fahrt in Richtung Ruhrgebiet (und vielleicht auch vor dem üppigen Bauernbuffett am Abend) noch ein wenig ausruhen.

Bild 7: Meine Vorbereitung aufs Bauernbuffett

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Nach der heißen Schlacht am kalten und warmen Buffett und einem die in Kürze hart arbeitenden Mägen einstimmenden Schnäpschen (nein, natürlich nicht für den Fahrer) hieß es dann tatsächlich „Bis Bald!“ – der nächste gemeinsame Trip ans Wasser wurde selbstverständlich schon zwischen Sauerkraut mit Kassler und Roast Beef mit Remoulade geplant und in unseren Terminkalendern notiert.

Zur Verdauung ging es für mich anschließend aber nicht vor den Fernseher oder in die Weinstube, sondern an die frische Luft und noch einmal ans Wasser, um die letzten Sonnenstunden des Tages zu genießen. Meine Freundin begleitete mich für eine kurze Zeit und konnte den Biss, den Drill und die Handlandung bzw. Strandung eines „dicken Mopses“ fotographisch festhalten. Die Regenbogenforelle nahm meinen schwarzen Woolley Bugger in der vollen Strömung und zog wütend zunächst einige Meter Schnur von meiner kreischenden Danielsson und dann mich einige Meter in der reißenden Flussmitte stromab, bevor ich sie im seichten Ufer bändigen konnte. Der „dicke Mops“ war kein hübscher Vertreter eines Besatzfisches und hätte bei einem Casting für „Mister Rainbow 2010“ in meinen Augen wenig Chancen auf Erfolg; dafür war er aber ein richtiges Kraftpaket: ein im Verhältnis sehr kleiner Kopf und ein kompakter Körper der nur schwer mit beiden Händen zu umfassen war; beinahe so hoch wie lang. Eher ein Bodybuilder unter den Regenbogenforellen.

Bild 8: Der Mops im Drill

.Bild 9: Der Mops in der Hand

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Nach der Begegnung mit dem „dicken Mops“ verabschiedete sich Anna und ich war das erste Mal in diesem Urlaub vollkommen allein am Wasser. Ich ging am Ufer entlang und erspähte aus erhöhter Position einige Flossenträger die ich anschließend versuchte gezielt anzuwerfen. Verblüffend dabei war, dass die meisten Fische in diesem stark befischten Abschnitt (ca. 1,5 km unterhalb des Wildparks) nicht auf meine ansonsten gerne genommenen Muster, buschige Sedges, reagierten. Bisher hatte ich kaum tiefer in die Trickkiste greifen und mit meinen Mustern experimentieren müssen. Diese vorsichtigen Gesellen hatten in ihrem Leben aber offenbar schon häufiger Bekanntschaft mit der ein oder anderen Fliege gemacht und erst nachdem ich auf kleine und zierlich gebundene Klinkhammer (20er Haken) wechselte, wurde mein Service akzeptiert und die freie Drift bereits nach dem ersten Wurf vehement gestoppt.

Bild 10: Ein vorsichtiger Saibling

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Mit diesem Muster wollte ich am folgenden Tag gezielt auf Pirsch gehen und versuchen launische Forellen zu überlisten…

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Die anderen Tage

Teil 1: Untertauern Tag 1

Teil 2: Untertauern Tag 2

Teil 4: Untertauern Tag 4

Teil 5: Untertauern Tag 5

Teil 6: Untertauern Tag 6

Teil 7: Untertauern Tag 7 (von Anna)

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Impressionen Untertauern Tag 3


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3 responses

25 08 2010
Frank

… und wieder hast Du uns eine große Freude gemacht – danke!

Zum „Schlauch“ siehe hier: http://www.fliegenfischer-forum.de/flyfishing/oesterreich-t262313-s15.html#2658810 – ich denke, das könnte eine Erklärung sein.

Dein Frank

25 08 2010
Alex

Hallo Frank,

vielen Dank für den Hinweis. Das könnte tatsächlich eine Erklärung sein. Ich habe an einem anderen Gewässer einen ähnlichen Fisch gefangen. Bild folgt sobald ich über Bräurup schreibe.

Viele Grüße
Alex

26 08 2010
Jörg

Hallo Alex,

danke für den tollen Bericht, langsam werd ich neidisch.

Viele Grüße

Jörg

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